Montag, 14. Juni 2010

Jirisan und mehr

Und weiter im Text...
Ich dachte eigentlich, dass ich auf der mehrstündigen Schifffahrt etwas relaxen könnte, aber da hatte ich die Rechnung ohne die Koreaner gemacht. Nach nicht mal 10Sekunden in meiner Kabine (ein Raum für etwa 20-30 Leute) wurde ich direkt von drei Frauen angequatscht ob ich nicht mit ihnen was trinken wolle. Hajo, warum au net. Also wurde Makkoli ausgepackt, ausserdem ein paar Sidedishes,und angefangen zu bechern. Nach kurzer Zeit kamen noch ein paar Männer dazu, die gerade auf Jeju den Ironman gemacht hatten und noch Soju beisteuerten... Später gings dann zum Karaoke, wo ich mich allerdings zurückhielt, da ich mich mit den koreanischen Songs der älteren Generation nicht allzu vertraut war und ausserdem etwas müde vom koreanisch reden und zuhören war. Angekommen in Mokpo stieg ich direkt in einen Bus nach Gwangju, wo ich kurz in einem Jjimjilbang übernachtete um am nächsten morgen direkt weiter zum Jirisan zu fahren. (Am Rande ein kleiner Hinweis zur Aussprache: Wenn koreanische Wörter in römischen Buchstaben geschrieben werden, dann sollte das nicht wie ein deutsches Wort, sondern wie ein Englisches ausgesprochen werden. "Jirisan" klingt also wie "Dschirisan" und nicht wie "Yirisan". Ausserdem heißt der bekannte Nordkoreaner Kim Jeong Il "Kim Dschong Il", Soju = "Sodschu" nicht "Soyu", usw)
Der Aufstieg am ersten Tag dauerte etwa 4h und war ziemlich anstrengend, da es recht steil bergauf ging und mein Rucksack nicht 100%ig perfekt für den Berg gepackt war... (Da ich ja direkt von Jeju kam wo ich Gepäckmäßig andere Bedürfnisse hatte)
Die Hütte hatte ich bereits vorreserviert und konnte dort sehr günstig übernachten. Nur 8000Won, was ca. 5Euro entspricht. Luxus oder Betten gabs natürlich nicht, aber an das auf dem Boden schlafen hab ich mich mittlerweile gut gewöhnt und so konnte ich wunderbar durchschlafen bis am nächsten morgen um 5 wo ich mich bereit machte für die lange zweite Etappe. Als Ziel hatte ich mir 20km gesetzt (bis zur nächsten reservierten Hütte), was fürs Gebirge ziemlich viel ist. Um halb sechs gings dann auch schon los und nach 2-3 Stunden machte ich die erste kurze Pause um zu Frühstücken. Das Jirisan Gebirge ist wunderschön und ich erfreute mich an Blümelein, Schmetterlingen und fantastischen Ausblicken. Auch hier folgen bald die Bilder, hab hier leider keine Möglichkeit zum Hochladen... *update: Bilder sind online*
Nach 10 Stunden wandern kam ich dann endlich am Ziel an, viel länger hätts auch nicht mehr dauern dürfen... Auf der Hütte kam ich mit Bi-O und Sushi-Bar, zwei Koreanern, ins Gespräch und wir aßen zusammen zu abend. Ich hatte mir aufgrund fehlender Planung außer Müsliriegeln und Bananen nix gescheites zu Essen mitgebracht aber glücklicherweise luden mich die beiden zu Ramyeon und Reis ein. Was für ein Festmahl :) Nicht wirklich, die anderen Koreaner hatten sich natürlich wieder hunderte von Sidedishes mitgebracht, grillten sich Fleisch auf ihren Gaskochern und tranken Soju dazu. Was die als ins Gebirge mitschleppen ist unglaublich... Anyway, ich war so hundemüde, dass ich um acht Uhr schlafen ging und bis morgens um 5 durchschlief. Unterbrochen nur von meinem Wecker den ich mir auf 11Uhr und danach auf 2:30 stellte, zuerst um den klaren Sternenhimmel zu betrachten und danach um auf den noch gute 2h entfernten höchsten Gipfel zu laufen um den Sonnenaufgang zu betrachten. Beide Male stand ich jedoch nicht auf, was ich im Nachhinein doch etwas bereue ^^ Also gings wieder erst um 5:30 los, diesmal zum höchsten Gipfel mit 1915m. "Erst" um 5:30... und eine Woche vorher dachte ich noch 8Uhr wäere verdammt früh... Der Abstieg war weniger spektakulär, dafür umso ermüdender. Um etwa 11Uhr war ich unten und nahm einen Bus nach Jinju, wo ich mir kurz eine alte Festung anschaute und dann in einen Bus nach Namhae umstieg. Dort gibt es ein Deutsches Dorf das ich mir ansehen wollte. Auf Namhae angekommen ging ich jedoch erstmal wieder in ein Jjimjilbang um mich zu duschen. Das war auch allerhöchste Zeit, da es auf dem Berg keine Duschen gab und ich einen dementsprechend betörenden Duft ausstrahlte.
Als ich danach auf eine lokalen Bus wartete sprach mich ein Koreaner an und lud mich in seines Bruders Pension ein. Also stieg ich in sein Auto und wir fuhren zusammen dort hin.
Liebe Kinder die ihr hier mitlest: Wenn euch eure Eltern erzählen "Geht nie mit Fremden mit", dann haben die schon recht! Wenn ihr aber auch mal alleine in Korea unterwegs seid dürft ihr das gerne machen =)
Ich hatte Glück und es war kein böser Mann, im Gegenteil war die Pension eine der besten der Insel und ich hatte sogar ein Bett! Welch königliches Vergnügen! Abends angelten Herr Shin und ich noch etwas zusammen (wobei ich durch einen Hänger leider einen seiner Köder verdudelte) und tranken ein Bierchen. Durch meinen verschobenen Tagesrythmus war ich allerdings wieder früh im Bett. Dementsprechend auch morgens früh wach und ich machte mich mit dem am Vorabend gemieteten Scooter auf um die Insel zu erkunden.
Auf Namhae gibt es eigentlich nur Landwirtschaft, teilweise werden dort anscheinend sogar noch Ochsen zum Pflügen verwendet, allerdings sah ich keine. Dafür endlich mal Reisfelder die unter Wasser standen, so wie man es aus Geschichten kennt. Im Hintergrund dazu das Meer... Herrlich!
In den 60er/70er Jahren kamen viele koreanische Krankenschwestern nach Deutschland um dort zu arbeiten. Einige davon kehrten vor ein paar Jahren nach Korea zurück, wollten aber ihre Deutschen Bräuche nicht aufgeben, und so entstand das 독일마을, das "deutsche Dorf". Die Häuser dort sind in deutschem Stil gebaut und es sind Vorgärten mit Gartenzwergen angelegt. Das ist in Korea natürlich eine Attraktion und so kommen täglich Koreaner vorbei um sich alles anzugucken und den Leuten ins Wohnzimmer zu schauen um vielleicht einen Blick auf eine dort stehende Pendeluhr zu erhaschen ^^
Ab jetzt muss ich mich etwas kürzer fassen, da die Zeit davonläuft...
In meinem Bericht befinden wir uns bis jetzt zeitlich am Freitag Vormittag, Nachmittags fuhr ich nach Changwon ("Tschangwon"), wo ich mich mit Chul traf. Am Samstag gingen wir mit seiner Freundin zusammen für 1bis 2h "wandern" und schauten uns abends auf einem Public Viewing Place das Korea-Griechenland Spiel an. Die Stimmung war natürlich super, nachdem Korea bereits in der 7. Minute in Führung ging. Ich war zwar noch nie bei einem public viewing, aber ich hatte das Gefühl, dass es hier wesentlich ziviler als in Deutschland zuging. Kein Gedränge und Geschubse, oder betrunkene Fans die sich gegenseitig anpöbeln... Stattdessen hatte jeder eine Picknickdecke dabei und während dem Spiel saßen alle da, tranken ein bisschen und hatten natürlich wieder jede Menge Essen dabei.
Am Sonntag (also heute...) fuhr ich dann nach Ulsan, mit einem kurzen Abstecher in Busan, wo ich am Strand für zwei Stunden mit ein paar anderen Ausländern Beachvolleyball spielte. Sehr nice endlich wieder im Sand zu sein!! In Ulsan traf ich mich dann mit Sujeong, einer Bekannten aus dem Orchester.
Ah!, heute gabs für mich auch endlich zum ersten Mal Hund zu essen! Welch aussergewöhnliche Mahlzeit! Aber eigentlich schmeckt es wie jedes andere Fleisch, hat mich etwas an Rind erinnert... Auf jeden Fall sehr zart =)
Und jetzt bin ich also mal wieder in einem Jjimjilbang, in 3min ist mein Internetguthaben aufgebraucht und in 30min fängt das Deutschlandspiel an.
Somit werde ich mich also verabschieden und wünsch der deutschen Nationalmannschaft viel Erfolg.
Prost.