Sonntag, 27. Dezember 2009

Weihnachten - oder so

Mein erstes Weihnachten in Korea! Wie wird Weihnachten in Korea gefeiert? Da schon während des gesamten Dezembers kaum Weihnachtsstimmung aufgekommen war, waren meine Erwartungen nicht besonders hoch. Es gibt hier keinerlei Weihnachtsmärkte, Glühwein ( *wääh* ), kaum Dekoration und ausserdem war ich aufgrund der Finalexams nicht in der Lage mich geistig auf Weihnachten vorzubereiten. Ein Grund für das "fehlen" von Weihnachten könnte auch sein, dass die Christen hier nicht in der Überzahl sind. Die Zahlen die ich bisher gehört hatte reichen von 30% - 50% der Bevölkerung.
Am Dienstag gings auf nach Busan, wo ich mit Simone und ihrer Familie Weihnachten verbringen wollte. Zur Erklärung: Simone kommt aus Deutschland, ist aber Halbkoreanerin. Ihre Mutter kommt ursprünglich aus Korea, lebt jetzt aber in Deutschland. Die Familie der Mutter (Geschwister, Eltern, Cousinen) ist nach wie vor in Korea und die meisten aus dieser Familie leben in Busan. Dort waren wir also bei Simones Tante eingeladen. Diese ist buddhistisch, das dort die Geburt Jesus nicht gefeiert wird war mir also vorher schon klar...

Die Tante war total nett aber sprach so gut wie kein Englisch. Dadurch hab ich mal wieder gemerkt, dass ich noch viele viele Vokabeln lernen muss...

Am Mittwoch verbrachten wir den Tag mit Simones Cousin und dessen Frau. Zuerst fuhren wir zum Yonggung Tempel, der direkt am Meer auf die Felsen gebaut ist. Wirklich Atemberaubend.
Danach gings weiter zum Nurimaru APEC Haus, wo 2005 eine Konferenz der APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation) stattfand. Dieses Haus wurde nur für diese Konferenz gebaut und dient jetzt als kleines Museum. Witzigerweise trafen wir dort 3 weitere Deutsche, was sonst in Korea recht ungewöhnlich ist. Und dann gleich drei auf einmal...
Von hier aus liefen wir zum Haeundae-Beach, der bekannteste und beliebteste Strand von Busan bzw. ganz Korea. Zum schwimmen wars natürlich zu kalt, obwohl es etwa 15° hatte. Plus.
Anschließend gingen Simone und ich noch ins Shinsegae, die größte Shopping-Mall Koreas. Auf 15 Stockwerken kann man so ziemlich alles finden was man wünscht, inclusive einer Eislaufhalle und einem Golf-Übungsplatz. Ach, und auch ein Jjimjilbang, in dem wir nach dem shoppen relaxten. Wir hatten von Simones Cousine 2 Freitickets bekommen, deswegen wars für uns sogar für Umme. Leider machte es um Mitternacht zu, ich wär auch noch länger geblieben...

Am Donnerstag ging die Sightseeingtour weiter, wir besichtigten den Busan-Tower von dem aus man eine super Aussicht über Busan hat, und den Jagalchi Fischmarkt.
Dort gab es so ziemlich alles zu kaufen was man im Meer finden kann.
Abends als es dunkel war fuhren wir mit Simones Tante und Onkel zu einer Uni die den ganzen Campus mit Lichterketten und sonstigen Leuchtmitteln weihnachtlich dekoriert hatte, was recht kitschig aber trotzdem beeindruckend war.
Am 25. hatte eine weitere Tante von Simone Geburtstag, wo wir zum Mittagessen und anschließenden Kuchenessen eingeladen wurden. Nachmittags trafen wir uns mit Song-Ih, einer Koreanerin die mit mir im Orchester ist und die aus Busan kommt. Sie war als 11jährige für ein Jahr in Deutschland, ausserdem hat ihr Vater 4 Jahre in Deutschland studiert, die ganze Familie konnte also etwas deutsch verstehen. Der Vater sogar fließend sprechen. Er freute sich sehr endlich mal wieder deutsch zu sprechen, da er sonst kaum Gelegenheit dazu hat. Am Anfang seines Studiums lebte er für 4Monate im HaDiKo in Karlsruhe und wechselte dann aber an die Uni Stuttgart. Zufälle gibts...

Zusammen gingen wir Abendessen allerdings war ich noch ziemlich voll vom Mittagessen, weswegen ich leider nicht mehr viel von dem leckeren Chinesischen Essen aufnehmen konnte. Danach gabs dann doch noch etwas koreanische Weihnachtsstimmung. In Korea wird das Fest der Liebe nicht im Haus mit der Familie verbracht, sondern man geht mit seinem Partner raus auf die Straße und feiert dort. Dementsprechend voll war es auch in der Stadt. Von stille Nacht heilige Nacht gabs nicht allzuviel... Am Ende gingen wir auch zu dritt noch was trinken, was für mich eigentlich überhaupt nicht zu Weihnachten gehört aber da sowieso alles anders war dieses Jahr wars auch nicht schlimm. Um genau zu sein, wars sogar verdammt witzig ;-) In der Bar wo wir waren lernte ich sogar noch einen Koreaner kennen, der auch in England in einer Camphill-Community gearbeitet hatte.

Tja, besinnliche Weihnachten gab es also dieses Jahr nicht für mich. Ich habe natürlich daran gedacht, aber dadurch dass keine Vorweihnachtsstimmung herrschte, an den Weihnachtstagen wie jeden Tag alle Geschäfte aufhatten und die Temperaturen recht hoch waren habe ich es irgendwie auch nicht vermisst. Was macht für euch Weihnachten aus? Was ist an Weihnachten so besonders? Das Gedenken an die Geburt des Gründers unserer Religion oder die weihnachtiche Stimmung im Dezember mit der Vorfreude auf ein paar freie Tage in Ruhe mit gutem Essen zusammen mit der Familie?
Für mich scheint es wohl leider zweiteres zu sein, denn ohne diese Dinge sind der 24.-26. Dezember Tage wie jeder andere Tag auch...